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GAURAN

wo?
l'auberge
des
artistes
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Wer hier im GERS (in Südwest-Frankreich/ in der Gascogne) einen gemütlichen Land-Gasthof sucht, ist im GAURAN richtig. Das deutsche Wort „gemütlich“ ist ja nur schwer ins Französische zu übersetzen. "Gemütlich" ist mehr als nur "ungezwungen" oder "bequem", es meint eigentlich wie "daheim", oder wie "bei Muttern" (in der warmen Stube). Die Mutter im GAURAN ist Marylène, natürlich regiert sie in der Küche, obendrein kommt sie aus der Gegend von Marseille – und das ist ja schon fast italienisch - daher ist's im GAURAN auchrichtig gemütlich, wie "bei der Mamma". Übrigens sollte man nicht versäumen, sich auch Marylèns Bilder anzusehen. Sie ist nämlich nicht nur eine phantasievolle Köchin, sondern eine mindestens ebenso einfallsreiche Malerin. Ihre farbenfrohen Bilder erinnern an Aboriginal-Kunst, es gibt sie übrigens auch auf Tellern – und bis jetzt noch sehr preiswert.

Es wird behauptet, dass sich die Esskultur im französischen Volk verbreitete, als ehemalige Hof-Köche, nach der französischen Revolution arbeitslos geworden, überall in den Städten Restaurants gründeten. Französische Restaurants haben daher immer etwas Förmliches. Das fängt schon damit an, dass man gleich am Eingang abgefangen wird, und einen Platz zugewiesen bekommt - wie gähnend leer der Laden auch sein mag. Die Franzosen schätzen diese kleinen Rituale. Sie sind nicht so lässig wie ihr Ruf, denn jeder fühlt sich gerne wie ein kleiner König - besonders im Restaurant. ◄ ◄
Im GAURAN herrschen diese Sitten nicht, dort ist es richtig gemütlich, das Essen ist rustikal und preiswert, und oft gibt es sogar „Bio-Schwarzbrot“ vom belgisch-deutschen Bäcker aus der Gegend – für französische Sitten fast eine Todsünde. Nicht verwunderlich, dass daher viele Ausländer ins GAURAN kommen, Engländer, Holländer, Belgier und Deutsche, und natürlich die Einheimischen.

Diese unbeschwerte Atmosphäre kommt auch daher, dass sich bei Dominique und Marylène ein Stück 68iger-Atmosphäre erhalten hat. Neben der Kunst-Szene aus der Gegend, verkehrt hier auch die - nun schon ergraute und zum Teil arrivierte - ehemalige Alternativ-Szene. Also eine Art Biotop, welches sich hier versteckt hat. Dass viele Pariser nicht einmal wissen wo die Provinz GERS liegt, hat auch seine Vorteile. Alteingesessenes lebt hier mit gerade überholten gesellschaftlichen Versuchen friedlich nebeneinander.

Diese Toleranz gegenüber Fremden ist eine typische GERSer Eigenschaft, sie kommt nicht zuletzt aus der Einwanderung vieler Italiener und Spanier am Beginn des 20. Jahrhunderts. Heute, mit den vielen Zweithaus-Besitzern aus der europäischen Union, ist das fast eine internationale Gesellschaft geworden.
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Im GAURAN ist das aber nicht der Fall, schon deswegen nicht, da beide Besitzer Dominique und Marylène ja selbst Kunst machen, und Sohn Benjamin Musik . Sie verlangen weder eine Ausstellungsgebühr, noch eine Provision beim Verkauf. Das Niveau der ausgestellten Arbeiten ist allerdings - trotz manch' provokativer Arbeiten - recht unterschiedlich, denn es sollen ja auch Freunde und Gäste ausstellen dürfen.

Im Garten finden Sie übrigens ständig einige zum Teil meterhohe Metall-Skulpturen, des bekannten, englisch-dänischen Künstlers Tom Petrusson, von dem auch der riesige Metall-Drache im chinesischen Garten von Toulouse stammt. Das Atelier von Tom ist keine 10 Minuten entfernt, dort gibt es viele interessante Arbeiten in unterschiedlichster Größe zu sehen. Vielleicht finden Sie ja dort auch etwas für den eigenen Garten.


Also bis demnächst
im GAURAN

2004 copyright © Otto Kayser
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Allerdings fällt diese bunte internationale Mischung nicht im Geringsten auf, da gerade die neuen Einwanderer - wie die Franzosen selbst - eher Individualisten sind, die hier ihre Ruhe suchen. Man sollte also die GERSer "Toleranz" nicht mit einer wirklichen Integration der Ausländer verwechseln, diese Toleranz liegt nämlich zu einem Gutteil auch im französischen Individualismus begründet, nach dem Motto: „Chacun pour soi“.

Nicht versäumen sollte man die ab und zu stattfindenden Vernissagen und Musikveranstaltungen. Bei einem Aperitif und anschließendem Essen an einer großen langen Tafel kann man interessante, internationale Bekanntschaften schließen. Sie können sich in eine Gästelist eintragen lassen, und werden dann zu den Terminen angeschrieben (Reservierung ist notwendig, wenn Sie auch am Essen teilnehmen wollen). Während des Sommers gibt es ständige Kunst-Ausstellungen. Natürlich ist es in letzter Zeit überall in GERSer Restaurants in Mode gekommen Bilder auszustellen. Sozusagen eine kostenlose Werbung um Gäste anzulocken, wobei manch’ schlauer Gaststätten-Besitzer obendrein ein Bild als Entgelt verlangt.