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Andreas Hofer,
Südtirol heute in Europa

Herrn
Joe Huembs
Melbourne, Australien
Per E-Post hamell@ozemail.com.au

Sehr geehrter Herr Huembs !

Hier schreibt Ihnen ein Tiroler aus Innsbruck auf Ihre Leserzuschrift hin, die Walter Ochensberger in seinem , 4/09 auf Seite 3 veröffentlicht hat.

Adreas Hofer war damals („...ganz Deutschland ach in Schmach und Schmerz...“) das erste Feuerzeichen in Deutschland, daß Napolen besiegbar ist; es war der Auftakt zu den Befrei-unskriegen, -- das ist seine geschichtliche Bedeutung!

Heute, 200 Jahre danach, -- wir glauben es kaum --, ist im Andreas-Hofer-Land (in Südtirol) ein neues, deutsches Feuerzeichen anderer Art aufgetaucht: eine neue, unverbrauchte und unverdorbene südtiroler Jugend steht plötzlich wie aus dem Himmel gefallen da und will etwas:
EIN TIROL !

Dies aus tiefstem Herzen, wachem Verstand, bestem Bildungsstand und wirtschaftlicher Unabhängigkeit, -- unbeeindruckt von all dem antideutschen und anti-europäischen Dreck, der uns hier langsam zugrunderichtet.
Sie haben von Italien nach der im 90sten Jahr bestehenden, widerrechtlichen Teilung, Besetzung und Unterdrückung des Landes endgültig genug und keine Hoffnung mehr, im italienischen Staatsverband Deutsche bleiben zu können, -- dies unbesehen aller „Weltläufigkeiten“ und dem nach wie vor verratsbereiten offiziellen, politischen Klüngel aller Orten, - in Bozen, in Innsbruck, in Wien und in unserer neuen Sowjet-Republik Brüssel („Rat“ heißt auf russisch „sowjet“), die soeben durch eine neue Verfassung der neue Staat „EU“ geworden ist (eine neue Verfassung ist eine Staatsgründung!).
Ich habe diese neue südtiroler Jugend im Juni 2009 in Wien und in Innsbruck bei der Hofer-Gedenkfeier der Studentenschaften am Berg Isel, in den Buden der Innsbrucker Studentenverbindungen und beim großen Festumzug in Innsbruck am 20. September 2009 getroffen und erlebt, bei welch letzterem ich 6 Sunden lang stehend aus 1 bis 8 m Entfernung 25.000 Umzugsteilnehmern in die Gesichter geschaut hatte (was auch anthropologisch aufschlußreich war).

Diese neue südtiroler Jugend kennt den immer erlittenen Verrat aller offiziellen Politik am „Los von Rom“, am Selbstbestimmungsrecht, und glaubt deshalb, es alleine fertigbringen zu müssen. Sie scheinen nicht zu wissen, daß sie es alleine leider nicht schaffen können, -- mögen wir sie nicht nocheinmal im Stich lassen!

Aber wenn diese Bewegung nicht in absehbarer Zeit wieder „untergebuttert“ wird, wird sie eine Eigendynamik entwicklen, die Europa letztmalig zwingen wird, sich mit der Heimkehr Südtirols nach Tirol zu befassen. Es kann nur noch eine europäische Lösung geben, und es wird die letzte Chance sein, Südtirol sein Deutschtum auf Zukunft zu erhalten, Südtirol dem deutschen Raum auf Zukunft deutsch zu erhalten!


Wohlgesinnte Deutsche und Österreicher im Ausland mögen das wissen und bedenken! Mögen sie sich auch daran erinnern, daß nach dem 2. Weltkrieg viele Deutsche/Österreicher im Ausland, vor allem in den USA, sich für die Rückkehr Südtirols eingesetzt hatten, was an der Gesinnungslosigkeit und Kleingläubigkeit damals maßgeblicher Politiker in Bozen, Innsbruck und Wien leider gescheitert war. Möge dies nicht noch einmal geschehen, mögen sie sich,
-- und wir alle uns --, bereit finden, wenn die Stunde der heißen Auseinandersetzung geschlagen haben wird!

Mit bestem Gruß
Ihr H. Berger

Dr. Hans Berger
Österreicherverein Basel und Austrian American Society of Oregon
Hardstraße 1, CH 4127 Birsfelden, Schweiz
E-Post: hb-pharmamarketing@bluewin.ch
Tel. Mobil: --41/76/4140019

Herwig Nachtmann (Brixia Innsbruck, 1960)
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Tiroler Landesfestumzug
eine eindeutige Willenserklärung
(leicht gekürzte Fassung)

Die gesamtdeutsche Bedeutung des Tiroler Freiheitskampfes unter Andreas Hofer gegen Napoleon im Jahre 1809 war auch unmittelbar mit der Gründungsgeschichte der deutschen Stdentenbewegung verknüpft, denkt man nur zum Beispiel an die Tiroler Freiheitskämpfer, die in Preußen Asyl vor den Häschern der Franzosen fanden und sich in zwei Kompanien mit eigenem Tiroler Kommando innerhalb des Lützow’schen Freikorps an den Kämpfen im Zusammenhang mit der Völkerschlacht bei Leipzig beteiligten. Den Mitkämpfern Andreas Hofers wurde in Anerkennung ihrer patriotischen Leistungen das Privileg zuteil, ihre bäuerliche Tiroler Tracht statt des ansonsten eingeführten „schwarzen Rockes“ der Lützower zu tragen.

Der am 20. September 2009 durchgeführte Landesfestumzug in Innsbruck war als Höhepunkt der Landesfeiern zum Gedenken an die Ereignisse vor zweihundert Jahren vorgesehen. An dieser Veranstaltung nahmen auch zahlreiche Studentenschaften als Mitwirkende oder als Zuschauer teil. Zur Vervollständigung der Schau auf die Tiroler Anliegen sollen diese Zeilen dem Ablauf des Festumzuges gewidmet werden.


Seitens des Veranstaltungskomitees der beiden Landesregierungen Nord- und Südtirols war geplant, lediglich ein fremdenverkehrsförderndes Trachtenfest zu zelebrieren und jegliche politische Aussage zu verhindern, ja sogar zu unterbinden. Im monatelangen Hin und Her ließen sich insbesonders die aus Südtirol teilnehmenden Vereine und Verbände nicht davon abbringen, den Landesfestzug dazu zu benützen, die schwelenden Probleme der deutschen und ladinischen Volksgruppe zum Gegenstand von Forderungen zu machen.

Trotz der Südtirol-Autonomiebestimmungen, die durch den Freiheitskampf der 60-Jahre schließlich doch erreicht werden konnten, sehen die Südtiroler längerfristig die Erhaltung ihrer nationalen Eigenart innerhalb Italiens nicht als gesichert an. Äußerungen von italienischen Regierungsvertretern der Berlusconi-Regierung, die wesentliche Autonomie-rechte in Frage stellen, und die Verweigerung von im Autonomievertrag festgehaltenen Verpflichtungen (Abschaffung der aufgenötigten faschistischen Orts- und Flurnamen und gesetzliche Wiedereinführung der deutschen Bezeichnungen, Beseitigung der im ganzen Land nach wie vor stehenden faschistischen Denkmäler usw.) sind Anlaß für den Unmut. Zudem werden wesentliche Säulen der Autonomiebestimmungen („Südtirol-Paket“) wie die deutsche Schule und der ethnische Proporz, d. h., daß die Besetzung der öffentlichen Stellen in Südtirol im Verhältnis der Größe der Volksgruppen erfolgt, in Frage gestellt. Offen wird mit dem Anrufen des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag gedroht, weil die im „Südtirol-Paket“ festgehaltenen Rechte mit dem Europa-Recht in Widerspruch stehen. Es rächt sich nun, daß die österreichische Regierung beim Eintritt in die EU nicht das „Südtirol-Paket“ als Anhang zum Beitrittsvertrag europarechtlich außer Streit stellen ließ. Nur die Freiheitliche Partei trat dafür ein.

Wie sehr auch im heutigen Italien Autonomieregelungen nicht vor Assimilierung schützen, zeigt die Entwicklung im Aostatal in den italienischen Alpen. Auch dieses französisch be-siedelte Gebiet verfügt über ein Sonderstatut für seine Autonomie im Verfassungsrang. Im Jahre 1948 bestand dort noch eine französische Mehrheit von 95 Prozent. Heute, rund 60 Jahre später, ist diese auf 2 (zwei!) Prozent zusammengeschmolzen, die Assimilierung ist praktisch abgeschlossen. Hauptgrund dafür war die Einführung der gemischten Schule, wo die französische Sprache nach und nach durch die italienische ersetzt wurde. Auch in Südtirol wird von italienischer – und grüner – Seite immer wieder Sturm gelaufen gegen die deutsche Schule. Die gemischte Schule wird als angeblich moderne, zeitgemäße Schulform gepriesen.

Man muß der Südtiroler Bevölkerung deutscher und ladinischer Zunge ein Kompliment machen, daß sie an ihrem Volkstum so treu festhält und daß sie sich nicht von außen, sei es aus Rom oder Wien, einschüchtern läßt. Das Bewußtsein vom Wert der eigenen Identität und das Erkennen der Gefahren für die Erhaltung der kulturellen und nationalen Eigenart sind intakt. Enttäuschung macht sich allerdings über die Schwäche des „Vaterlandes Österreich“ breit, welches anstatt den abgetrennten Brüdern den Rücken zu stärken immer wieder in liebedienerischer Weise vor den Italienern einknickt.

In diesem politisch-geistigen Umfeld setzten die Südtiroler gegenüber der „Regie“ des Festumzuges schließlich durch, daß sie sowohl wieder eine Dornenkrone als Ausdruck des Leides des Volkes über die Zerreißung des Landes mitführen konnten, als auch daß das vorgesehene Verbot, eigene Transparente und Spruchtafeln und- bänder zu zeigen,fallenge-lassen wurde. Und so waren die fast 100.000 Zuseher beim Landesfestzug Zeugen für die Forderung nach Landeseinheit und Selbstbestimmung. Von der breiten Zustimmung der Bevölkerung aus Nord und Süd des Landes und der auswärtigen Gäste waren die „Offiziellen“ überrascht, mußten aber „gute Mine . . . .“ machen. Ein großer Teil der rund 10.000 Südtiroler Festzugsteilnehmer trug am Arm Trauerbinden. Viele der Zuseher hatten ihre Verbundenheit mit dem Anliegen des einigen Tirol entweder selbst durch das Tragen der Tracht oder durch verschiedene Pullover mit Losungen wie „Dem Land Tirol die Treue“ oder „Selbstbestimmung für Südtirol“ u.ä. zum Ausdruck gebracht. Wenn Transparente wie „Tirol ist nicht Italien“, „Ein Tirol“, „Tirol isch lei oans“(„Es ist nur ein Tirol“), „Treu zu Tirol“, „Los von Rom“ und ähnliche vorbeigetragen wurden, brandete Zustimmung und Sympathie auf, ganz besonders für die mit 2009 roten Rosen geschmückte Dornenkrone und für den Block der Südtiroler Freiheitskämpfer. Die ladinische Minderheit aus Cortina forderte die Reintegration ihres Gebietes in die Provinz Südtirol, von der sie willkürlich abgetrennt wurde.

Eine besondere Manipulation leistete sich der staatliche und aus Steuergeld und Gebühren finanzierte österreichische Rundfunk (ORF), der alle die mitgeführten politischen Manifestationen möglichst aus seiner „Live“-Übertragung aussparte. Als der Block der Freiheitskämpfer der 60-er Jahre sich der Aufnahmekamera näherte, wurde der Zug von der Regie unter einem Vorwand angehalten. Der ORF „nützte“ diese Unterbrechung, um einen Nachrichtenblock zu senden. Als er mit der „Live“-Übertragung fortfuhr, waren die Freiheitskämpfer bereits an der Ehrentribüne vorbeigeschritten. Auch so kann man „Live“-Übertragungen durch Auslassung mißliebiger Themen trotzdem p.c.-gerecht „korrekt“ gestalten.

Der Landesfestumzug 2009 von Innsbruck wurde zu einer massiven Demonstration für das Recht auf Selbstbestimmung für das ganze Tirol. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker und Volksgruppen ist eines der Grundrechte, die in der UNO und auch in der EU ihre legistische Deckung finden. Es spricht nichts dagegen und wird durch die Beschlüsse von Helsinki auch ausdrücklich festgehalten, daß es auf friedliche Weise in Europa zu Grenzveränderungen kommen kann. Was im Falle des Kosowo, im Falle der Slowakei, der Kroaten und Slowenen, der Esten, Letten und Litauer möglich war, müßte auch für Südtirol erreichbar sein.

Herwig Nachtmann (Brixia Innsbruck, 1960)